Science-Fiction Geschichten

SciFi | Sternenfeuer: Logans Tod | B.0023

Kapitel 2 # Ein Gespräch über Gott

Logan drehte den Kopf: "Kasperski!" "Ja, Sir!" "Ich habe eine Bitte.." "Sir?" "Sie wissen, ich bin ein alter Kämpfer. Furchtlos noch dazu. Und Angst habe ich keine - dachte ich bisher. Aber jetzt, wo´s dem Ende zugeht.." Logan fiel es zunehmend schwerer, zu sprechen. "Kasperski", sagte er heißer, "ich habe gesehen, dass Sie kürzlich am Ostergottesdienst teilgenommen haben. Es waren nicht viele in der Messe. Eine Handvoll vielleicht. Aber im Vorbeilaufen habe ich gesehen, dass Sie auch mit dabei standen!"

Kasperski nickte. Er dachte an den Ostergottesdienst zurück. Die Flotte hatte gerade Suranus 7 passiert: Ein herrliches Leuchtfeuer vor dem Halo der Milchstraße - und Andromeda in fast greifbarer Nähe. Pfarrer Möbius hatte aus dem Johannes-Evangelium gepredigt. Und bei der Stelle "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" hatte Möbius mit einer weitausholenden Geste, die das ganze Panoramafenster umfasste, alle Menschen in der Messe und ebenso das ganze Universum mit eingeschlossen. Das mobile Kreuz, das der Pfarrer vor jedem Gottesdienst auf einem der Messetische aufstellte, hatte geleuchtet und gefunkelt - im Widerschein des hereinfallendes Sternenlichtes von Myriaden von Sternen.

Jetzt musste Möbius wohl tot sein. Elend umgekommen, in der Untersektion des Schiffes, die bei dem Angriff geradezu zerfetzt worden war. Ein schneller Tod - wenigstens. "Kasperski!" sagte Logan mit verlegener Stimme: Es mag für Sie vielleicht überraschend sein. Aber können wir ein bisschen über Gott sprechen?" Kasperski war tatsächlich überrascht, war es doch unter manchen alten Kämpen der Sternenflotte mehr als verpönt, an Gott zu glauben - und nicht an die eigenen Kraft und Stärke der Sternenflotte und der Armee. Kasperski nickte, holte das kleine, über die Jahre abgegriffene Heftchen mit den Evangelien aus seiner Uniformtasche. Und sie sprachen über Jesus. Und über Gott. [Und das] -  ziemlich lange. [...]

Schließlich sah Kasperski, dass Logan die Luft knapp wurde. Mit seinen elfenbeinweißen, jetzt vor Anstrengung gebleckten Zähnen versuchte Logan, noch etwas zu sagen: "Kasperski - -, ich - - Die Stelle mit -- mit -- der Wahrheit und der Auferstehung und dem - - Leben - -" Kasperski nickte, und wusste, welche beiden Stellen im Johannes-Evangelium Logan meinte. Kasperksi brauchte die Verse nicht nachzuschlagen, denn er kannte sie schon seit seiner Jugend in- und auswendig. Sanft sagte er:

»Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben«. Dann sprang Kasperksi behutsam zur nächsten Stelle, die Logan nur meinen konnte: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, selbst wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird nicht mehr sterben. Glaubst du das?«

Und obwohl Jesus im Evangelium, damals, in Galiläa seine Jüngerin Martha gemeint hatte, nickte Logan, mühsam nach Atem ringend, als ob Jesus nicht zu ihr, sondern über die Jahrtausende hinweg direkt zu ihm gesprochen hatte.

Stille senkte sich über die Brücke. Der blaue Riese flackerte und leuchtete in irisierend-blauer Farbenpracht. Ein Zeichen dafür, dass die Oberflächentemperatur aller blauen Riesen gewaltiger als die der Sonne war.

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